TRENNUNGSSCHMERZ!

Ein halbes Jahr nach meiner Scheidung!

Ich kann mich an den Tag der Trennung erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Das war wohl eine der schwersten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Mit meiner besten Freundin gingen viele Gespräche voraus. Du weißt einfach nicht, ob du damit dein Leben kaputtmachen wirst, ob du es bereuen wirst, ob du wieder jemanden finden wirst. Du bist dir im Klaren, dass du deine Familie auseinanderreißen wirst. Deinem Kind nimmst du den Papa weg. Die Vorstellung von der perfekten Familie wird zu Staub. Ob es die richtige Entscheidung ist, wirst du vermutlich erst viel später merken.

Januar! Zwei Monate vor der Trennung.

Wir dachten damals, es wäre eine gute Idee, dass wir uns einen Hund ins Haus holen. Vermutlich war das ein Kit Hund, wenn ihr wisst, was ich meine. Etwas, das uns näher zusammenbringen würde. Leider wurde uns da schon klar, dass das nicht funktionieren wird. Es war anstrengend. Der Hund war alles andere als einfach. Leider kein Kinder Hund. Er ging auf die Freundinnen von meiner Tochter los. Nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag musste er fast alle zwei Stunden raus. Nun gut, es geht ja nicht um den Hund, aber das war natürlich eine zusätzliche Belastung, also wirklich alles andere als eine gute Idee.

Wir entfernten uns eigentlich sogar noch mehr voneinander, weil wir uns auch hier wieder nicht einig waren, wie wir den Hund „aufziehen“ wollen. Ich merkte immer mehr, dass wir uns in den letzten 12 Jahren in unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten.

Es ist drei Uhr morgens, ich wälze mich in meinem Bett herum. Keine Nacht kann ich durchschlafen. Ich entscheide mich aufzustehen. Alles ist ruhig. Ich schaue meinen Mann an und denke … Scheisse, wir sind nicht mehr glücklich. Ins Detail will ich hier nicht gehen, warum ich nicht mehr glücklich in dieser Beziehung war, das würde hier den Rahmen sprengen und ich will auch respektvoll mit meinem Exmann umgehen … also bleibt das privat.

Ich tigere durch die Wohnung und gehe raus auf den Balkon. Es ist kalt. Ich blicke raus auf die Sterne. Sehe meinen Atem und denke nur! Ich muss raus hier. Ich muss raus aus diesem emotionalen Käfig. Ich gehe wieder rein und schleiche mich ins Zimmer von Olivia. Der Teppichboden unter meinen Füßen macht kein Geräusch. Ich höre sie atmen. Nachdem ich kurz innegehalten habe, lege ich mich zu ihr. Zerfressen von Schuldgefühlen Olivia gegenüber, weil ich darüber nachdenke, dass ich unsere Familie trenne. Ich sehe sie an, wie ruhig und nichts ahnend sie da liegt. Gebettet in Vertrauen. Sie weiß nicht, was da auf sie zukommt. Und ich habe das Gefühl, neben ihr zu sterben. Ich flüsterte ganz leise:“ Es tut mir so unglaublich leid, so leid.“ Tränen kullern mir über die Wangen. Diese Nacht verbrachte ich bei ihr und hielt sie fest.

In den zwei Monaten vor der Trennung habe ich versucht, das Gefühl zu verdrängen, weil ich wollte, dass meine Familie zusammenbleibt, aber im März kam dann der Tag. Der Tag, an dem mir klar wurde, was zu tun ist. Wie ich zu dem Entschluss bzw. an den Punkt kam, weiß ich selbst nicht genau. Ich war mir plötzlich sicher, dass es das Beste für meinen Mann und mich ist. Olivia musste ich so hart wie es klingt, für diesen Moment ausblenden, weil ich wusste, dass es natürlich für sie … na ja, nicht unbedingt das Beste ist. Wir waren kein Paar, das vor ihr gestritten hat. Das bedeutet, für sie ist die Situation einfach so, dass Papa weg ist.

Der Tag der Trennung.

Die Nacht davor war der Horror. Pure Angst durchströmte meinen Körper. Am Morgen schrieb ich meinem Mann eine Nachricht, dass wir am Abend miteinander sprechen müssen. Ich glaube, als er die Nachricht las, wusste er bereits Bescheid. Er kam zu Mittag von der Arbeit nach Hause, weil er wissen wollte, was los ist. Und da saßen wir nun. Während ich diesen Beitrag schreibe, weine ich … ich glaube das ist das erste Mal, dass ich mich wirklich damit auseinandersetze. Verarbeite und diesen Tag gedanklich noch mal durchspiele. Denn nach der Trennung, hab ich mir wenig Zeit genommen zu heilen. Bin sofort ins Leben gesprungen … gelaufen, weg von allem. Ich wollte mich nicht damit auseinandersetzen, denn auch mein Herz war gebrochen.

Wir saßen am Tisch und ich sagte nichts. Ich sah ihn an und begann zu weinen. Er schaute mich an und sagte nur: “Echt jetzt Hannah? Ist es jetzt aus?“ Kein Wort kam über meine Lippen. Nach 12 Jahren, die wir fast keinen Tag getrennt voneinander verbracht hatten, gehe ich den Schritt in ein Leben das ich nicht kenne. Ich habe Angst, weiß aber trotzdem, dass es das Beste ist.

Wir haben nicht viel geredet. Sahen uns an und waren beide zerbrochen und durcheinander. Ich schnappte mir den Hund und ging in den Wald. Etwas später saß ich zwischen den traurigen und blattleeren Bäumen. Ich bin müde, so unglaublich müde. Meine Hände und mein Gesicht waren eiskalt. Ich spürte, wie meine warmen Tränen über die Wangen flossen. Die Kälte kroch wie ein Nebel unter meine Jacke bis rein in meine Knochen. Ich fing an, bitterlich zu weinen. Im Zeitraffer schossen mir lauter Bilder aus den letzten 12 Jahren wie ein Film durch den Kopf. Wie wir uns kennengelernt hatten, wie wir geheiratet hatten, wie wir Eltern wurden. Vorbei! Es ist wirklich aus!

Ich glaube, ich saß da eine Stunde wie in Trance, gelähmt von der geballten Kraft an Emotionen, die auf mich niederprasselten.

Am Abend redeten wir. Am nächsten Tag redeten wir. Ja man kann sagen, dass wir auch in dieser Zeit noch Freunde waren. Zwar kein Liebespaar mehr, aber Freunde, die sich respektieren und immer noch mögen.

DANKE ... mein lieber Freund für 12 wundervolle Jahre und, dass du mir immer zur Seite gestanden bist. Danke, dass du mich damals geheiratet hast, danke dass du mir eine wundervolle Tochter geschenkt hast. Bleib so fabelhaft wie du bist ... hoffentlich werden wir irgendwann gute Freunde werden. Ich wünsche dir von Herzen alles erdenklich GUTE ... lieber Michi!

Einen Monat später zog er aus.

Weg war er. Mein Michi! Einfach weg. Tja, auch wenn du selbst die Entscheidung triffst, dass du alleine weiter machen möchtest. Eins ist klar! Es ändert sich alles.

Die erste Woche war schlimm, da hatte ich den Hund noch. War komplett überfordert. Ich hatte eigentlich zu dem Zeitpunkt zwei Kinder, weil mich der Hund wirklich total fertiggemacht hat und einen Großteil meiner Aufmerksamkeit einforderte. Ich wollte natürlich in dieser Zeit nur für meine Tochter da sein … nicht für den Hund.

Die zweite Nacht alleine. Um 5 Uhr morgens stand ich auf. Der Hund stand vor mir im Gang, zwei riesige Haufen. Gestunken hat es. Olivia schlief noch. Und als ich da dann so stand, musste ich fast ein wenig schmunzeln. Ich dachte: “Da steht sie jetzt. Um 5 Uhr morgens. 35 Jahre alt, so gut wie geschieden und umgeben von Hundescheisse, wie weit man innerhalb von einer Woche fallen kann.“ Den Hund konnte ich zum Glück dem Bauernhof zurückbringen, wo wir ihn herhatten.

Die erste Zeit, welche ich alleine in der Wohnung verbrachte, war ich sehr euphorisch und eher gelöst. Habe umgeräumt, neue Möbel besorgt und mit der Veränderung begonnen.

Jetzt, nach einem halben Jahr, merke ich, dass ich viel verdrängt habe, weil ich die Kraft nicht hatte, mich damit auseinanderzusetzen.

Mir kommt vor, dass ich erst jetzt nach einem halben Jahr mit der Heilung beginne. Es gibt Momente, da vermisse ich meinen Mann. Das vertraute Gefühl. Weiß aber, dass es auch viel mit Gewohnheit zu tun hat. Das „Alleinsein“ muss man lernen. Am schrägsten ist es, wenn Olivia auch nicht da ist und ich ganz alleine in meiner Wohnung bin. Da drehe ich dann meistens eine Rund auf dem Gedankenkarussell.

Ich muss mir eingestehen, dass ich Zeit brauche. Dass ich meine Gefühle, wenn ich mal traurig bin, nicht wegschiebe, sondern annehme. Vor Kurzem, als ich unter der Dusche stand, fing ich an zu weinen. Ich kann nicht mal genau sagen, warum, aber das erste Mal ließ ich es zu. Zu mir selbst sagte ich:“ Es ist okay, dass du traurig bist. Lass die negativen Gefühle zu, auch wenn du das nicht gerne willst.“ Wer will nicht einfach glücklich sein und in seiner Mitte. Nein, ich bin es NOCH nicht und das ist in Ordnung. Ich arbeite mich Schritt für Schritt und in meinem Tempo in mein neues Leben vor.

Mir stellt sich täglich die Frage, was will ich?! Ist es naiv von mir noch an Romantik zu glauben? Muss sich mein Leben zwingend um einen Mann drehen? Sind wir in unserem Leben tatsächlich immer auf Liebe aus?

Fortsetzung folgt…

Eure Hannah

GLAUBE, das ist alles was du in deinem Leben brauchst. Glaube an die wahre Liebe, Glaube an die Romantik, Glaube an DICH!

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