Sorry Babe, heute habe ich keine Lust auf Sex!
Come on baby light my fire!
Nö, es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Ich, das Mädchen vom Land das die weite Welt suchte, er, der böse Junge der die Welt bereits kannte. Wir hatten das Wort Leidenschaft auf der Stirn stehen. Auf dem Rücken stand, „mir doch egal“, auf dem Arm war „für eine Nacht“ geschrieben. Ja, es waren verrauchte alkoholisierte Nächte in der großen Stadt. Fern ab von der Familie. Es war wild und wunderbar. Jeder Abend hatte etwas Aufregendes. In den nebligen Bars brachten wir uns um den Verstand, lachten Tränen, tranken Wein, vergaßen die Welt um uns. Arm in Arm torkelten wir nach Hause. Das Klacken von Stöckelschuhen und Kichern hallten durch die leeren Gassen Wiens. Eine Zigarette davor und eine danach. Ein Frühstück mit viel „the doors“. Dann, nach ein paar Monaten wurde es plötzlich ernst. Es kam Liebe zu unseren sagenhaft unkomplizierten Nächten dazu. Hin und wieder gab es dann mal ein Dinner zusammen, oder einen Kinoabend. Der Tag kam: „hey, was hältst du davon wenn wir zusammen ziehen, einfach so, zum Ausprobieren?“ Er meinte damals er hätte eh vor gehabt umzuziehen. Da saßen wir nun zu zweit in einer mega kleinen Wohnung. Aber es war fabelhaft, es war zwanglos. Es war unsere kleine Welt. In der wir machen konnten was wir wollten. In der wir unsere Feste feierten, laut und leise. Drei Jahre vergingen, ich so: „hey?!…willst du heiraten…er so: „klar, ich wollte dich auch schon fragen“…dann haben wir geheiratet. Immer noch war alles fabelhaft, zwanglos. Dann, wurden wir Eltern. Der Sex, der war plötzlich nicht mehr fabelhaft. Er war kurz, zu selten, zu einfallslos. Das erste Mal in unserem Leben war nichts mehr zwanglos, unser Sexualleben glich einer Art Verpflichtung, eben weil es zu einer gesunden Beziehung dazu gehört. Ich war gesättigt mit Kuscheleinheiten, da unsere kleine Tochter Tag und Nacht auf mir drauf hing. Wenn der Moment kam dass ich mal eine Hand frei hatte, wollte ich einfach Ruhe, durchatmen, mich bewegen, alleine. Sollte ich darüber sprechen, ich denke ja. Die verrauchten Nächte, mit Wein und „the doors“ waren vorbei. Einfach so! Und keiner hat uns gewarnt. Ich habe immer nur gehört: „ihr werdet bald Eltern, schlaft euch noch mal gut aus, bevor es vorbei ist. Warum hat keiner gesagt: „Habt Sex, so viel wie es geht, bevor es vorbei ist!“ Also an alle werdenden Eltern die meinen Blog lesen, HABT SEX!!! Denn danach ist mal für eine Zeit nicht viel los, im Ehebett, dort schläft nämlich für die nächsten paar Monate, ein kleiner Wurm. Noch dazu kommt diese Müdigkeit die einen als Mutter oft den ganzen Tag begleitet. Ich fang jetzt gar nicht davon an, wie lange man sich selbst von einer Geburt erholen muss. Die Stillzeit ist ja auch so eine ganz eigene Sache, man hat irgendwie die ersten paar Monate das Gefühl der eigene Körper ist nur noch Mama. So war es jedenfalls bei mir. Ich fand das auch irgendwie immer super unromantisch, dass da ein Babyphone mit im Zimmer steht. Dann lässt man sich mal für einen Moment fallen und es schallt lautstarkes Weinen durch den Raum. Da ist sie dann dahin, die Stimmung. Alles ist neu, alles ist anders. Okay, gut, jetzt nach zwei Jahren hat alles wieder seine Ordnung gefunden, wobei diese Nächte in denen man sich Abends nach einem, sorry die Wortwahl „geilen“ Abend ins Bett wirft, sich gehen lässt und irgendwann nächsten oder übernächsten Tag die Betten neu überzieht, vorbei sind. Bei uns ist es die kleine Olivia, die eine Nacht zum Tag macht und nicht mehr wir.
Warum hat keiner gesagt: „Habt Sex, so viel wie es geht, bevor es vorbei ist!“
Ich so zu ihm: „ hey, wir müssen uns neu erfinden!“ Er so: „ wenn es jemand schafft dann wir oder?“
Wir haben hart daran gearbeitet, dass ein „come on baby light my fire“ wieder kommt. Jede Sekunde wird ausgekostet, auch wenn es nicht mehr so ist wie früher, dennoch verbindet uns eines, und zwar die Leidenschaft für einander. Der erste Tag an dem ich diesen „bösen Jungen“ gesehen habe bis jetzt sind zehn Jahre vergangen. KLAR, ändert sich was. Es kommt nur darauf an was man daraus macht. Jetzt beginnen bei uns die Partys um 15 Uhr und enden um 19 Uhr. The doors wurde von Benjamin Blümchen abgelöst und unsere Bar, naja, was soll ich sagen, diese gibt es noch.
Eure Hannah Mama