„Kaiserschnitt“ Ich werde nie eine natürliche Geburt erleben!
Der wundervolle Beginn einer Geburt mit einem nicht ganz so schönen Ende.
Mit Vogelgezwitscher hüpfte ich regelcht in den Kreissaal, ich hatte sogar noch Witze auf Lager. Den Schmerz atmete ich fleißig weg. Im stehen wippte ich hin und her. Die Badewanne wurde eingelassen und mir fehlte nur noch eine Mundharmonika um die tolle Atmosphäre abzurunden. Nochmal kurz aufs CTG schauen und dann kann der Badespaß los gehen. Dann der Schock…“Hannah leg dich bitte mal kurz hin, da stimmt was nicht“. Ich noch immer auf meiner Welle „alles easy“. Leg mich hin. Und aus wars. Die ganze Coolness, der Schmäh waren verflogen. Ich war nur noch ein Stück Fleisch das man wie einen Fisch der nach Wasser ringt, durch die Luft zappeln ließ. Jetzt wurde es echt richtig übel. Nichts ging mehr, geplagt von Schmerzen, als ob mir jemand einen Säbel rein rammt, biege ich mich in alle Richtungen. Als ob jemand Beton in mich rein gegossen hätte…es war einfach alles zu. Da ging nichts. Ich vernahm, ganz dunkel von hinten „Hannah jetzt muss es schnell gehen, wir müssen einen Kaiserschnitt machen“. Das erste was ich dazu sagte war: „Ist das meine Schuld? Habe ich was falsch gemacht?“. Die Blicke waren hektisch und beunruhigend. Die Hebamme nahm mich an der Hand während ich in den OP geschoben wurde und sagte: „Hannah du hast nichts falsch gemacht. Alles gut“. Die Wehenhemmer waren echt schräg. Ich hatte das Gefühl mein Herz klopft außerhalb meines Körpers. Das eigenartige war, dass ich keine Angst hatte. Ehrlich gesagt war ich in dem Moment froh, dass diese Höllenschmerzen vorbei sind. Tja…was Schmerzen betrifft war das nur eine kurze Auszeit.
Alles lief nach Plan. Wir durften eine wundervolle Tochter in die Arme schließen. Ein Moment für den ich sterben würde. Ein Moment für den ich jeder Zeit wieder solche Schmerzen auf mich nehmen würde.
Der nächste Tag lief noch recht gut. Aber dann…spürte ich den Kaiserschnitt. Ich schaffte es nicht aufzustehen. Von den Schwestern, die leider sehr überfordert waren, weil so viele Geburten waren, wurde ich unter Druck gesetzt ich solle doch aufstehen und mich nicht so anstellen. Am dritten Tag musste ich es versuchen. Jeder einzelne Schritt brannte, zwang mich in die Knie. Es traf mich wie ein Hammer, die Schmerz waren schrecklich. Ich wollte meine Tochter versorgen, aber ich schaffte keinen einzigen Schritt mehr. Die Schwestern waren echt hässlich zu mir, sie brachten mir kein Frühstück mehr, denn ich soll mit meiner Tochter ins Frühstückszimmer gehen, soll mich bewegen. Wie ein Zombie, eine Hand fest am Bauch, mit der anderen zog ich meine Tochter im Stubenwagen hinter her. Ich bekam die Schmerzmittel erst wenn ich etwas esse. Im Zimmer angekommen, saß SIE. Eine Mutter, wie ein Engel. Die Sonne strahlte ihr goldenes Haar an. Sie hatte den Scharm im Gesicht, von einer natürlichen Geburt. Ich?…ich war grau. Und die Wolken über mir wurden immer dicker. Sie saß da und meinte zu mir: „Hach, die Geburt ist doch einfach ein Wunder findest du nicht?“. Ich nickte nur. Aß ein Brötchen und schleppte mich auf schweren Beinen zurück ins Zimmer. Schweißgebadet vor Schmerzen legte ich mich ins Bett. Ich fing an zu weinen. Ich weinte so fest dass meine Zimmernachbarin eine Schwester rief. Die war so „nett“, und meinte zu mir ich soll mich zusammenreißen. Ich schrie sie an, dass ich Schmerzen habe und doch endlich mal jemand auf meine Narbe schauen soll. Widerwillig holte sie einen Arzt. Aha, der Schnitt hatte sich entzündet, warum? Weiß ich nicht. Ich bekam dann Antibiotika. Ich hielt keine Spritze mehr aus ich hielt keine Untersuchung mehr aus. Es stellte sich heraus, dass mein Becken zu schmal war, ich hätte angeblich nie die Chance gehabt, Olivia natürlich auf die Welt zu bringen.
Tja…da war es nun. Die Bestätigung, dass ich niemals das Wunder einer natürlichen Geburt erfahren werde.
Ich will nach Hause. Ich will mit meiner Tochter einfach nur noch heim zu meinem Mann. Nach fast einer Woche durfte ich endlich nach Hause. Viele Gespräche führte ich mit meinem Mann. Ich fühlte mich, als ob ich versagt hätte.
Was bin ich für eine Frau wenn ich es nicht schaffe ein Kind auf natürlichen Weg auf die Welt zu bringen.
Das waren meine Gedanken, die hatte ich sicher die ersten zwei Monate. Ich musste mich mit dieser Situation auseinander setzen. Mein Körper hat fast ein Jahr gebraucht, um sich zu erholen, von dem Schock. Heute, heute streiche ich über die Narbe und bin dankbar. Dankbar, dass meine Tochter so ein starkes Mädchen war und ist. Dankbar, dass wir den Eingriff gut überstanden haben. Ich stehe vor dem Spiegel und erinnere mich an den Tag zurück an dem sie, mein wunderbares Kind, zu uns kam.
Nein, ich wollte den Kaiserschnitt nicht, aber ich bin froh dass es ihn gibt.
Ich fühle mich als echte Frau und Mutter!
Bussi Hannah