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Die Zahnbürste! In den Augen eines Kindes das Werkzeug des Teufels.

Zähneputzen und Kinder, verträgt sich nicht besonders gut.

Das abendliche Ritual kann ziemlich höllisch werden, wenn man nur einen falschen Satz sagt. Zum Beispiel:“ Jetzt müssen wir noch Zähne putzen!“ Plötzlich verwandelt sich das Bad in eine heiße Dunkelkammer. Das kleine Kind war doch eben noch wie ein süßer Engel, hat gelacht und ein oder zwei Spritzer vom warmen Wasser, welches die Spuren eines wunderschönen Tages wegwaschen sollten, gingen daneben.

Jetzt nach dem Satz:“ Wir müssen noch Zähne putzen!“…verhält sich meine Tochter, als ob ich Luzifer höchstpersönlich wäre.

Ich stehe hier mit der Zahnbürste in der Hand. In einem hellen liebevoll eingerichteten Badezimmer. Kinderspielsachen liegen herum. Was mein Kind sieht? Mich, mit brennenden Haaren und einem Dreizack in der Hand. Mit einer tiefen dumpfen und verzerrten Stimme die rückwärts läuft:“ Zääähhne putzen!“

Eine absolut lebensbedrohliche Situation. Mein Kind wälzt sich über den Boden und versucht theatralisch aus dem Zimmer zu kommen.

Noch immer stehe ich da!

Gut - auf diese Art und Weise wird das Zähneputzen nichts werden, eher das „Öffnen der Hölle“ wird passieren.
Für heute lasse ich es gut sein. Streife meine Haare zurecht, lösche das Feuer und stecke meinen Dreizack wieder in den Becher. Ich fahre meine Hörner ein und setze ein engelsgleiches Lächeln auf.

Meine Tochter schnuppert kurz an der Tür und bemerkt, dass der Schwefel davon gezogen ist. Sie traut sich mit einem kleinen Zeh auf den kühlen Fliesenboden und bemerkt sofort, dass ich den Kampf fürs Erste aufgegeben habe.

Ich lege sie ins Bett und wir lesen eine Gutenachtgeschichte von der wunderschönen Blumenwiese im Mai.

Als ich später ins Bett gehe, frage ich mich, wie ich es anstellen könnte, dass meine Tochter nicht das Gefühl bekommt, dass beim Putzen der Zähne sich das Höllenfeuer eröffnen wird.

Der nächste Abend!

Zusammen gehen wir ins Badezimmer. Meine Hände schwitzen, als ob ich eine Bombe entschärfen müsste. Damit ich noch ein paar Minuten Zeit habe, um durchzuatmen, wasche ich sie vorher ab und atme immer wieder durch. Ich summe vor mich hin:“ What a wonderful world!“ Wir sind fast fertig. Scheisse, jetzt ist es soweit. Ich blicke in die Ecke des Zimmers und sehe wie sich der Schwefel-Nebel langsam aus den Ritzen drückt. Ein kurzes Zündeln auf meinem Kopf - aber nicht das eines beginnenden Feuers, sondern einer absolut zündenden Idee.

Die IDEE! So bleibt Luzifer in Zukunft draußen!

Ich drehe mich zum Waschbecken und nehme ohne Vorwarnung die Zahnbürste aus dem Becher. Auf ihr ist ein niedlicher kleiner Bär. Dieser beginnt plötzlich aus dem Nichts zu sprechen. Ohne verzerrter Stimme - sondern lieblich hoch und ruhig. Olivia hört nur die Stimme und spitzt ihre Ohren. Mein Herz rast und ich denke nur, daran ob mein Publikum wohl offen genug ist, ums sich die Show zumindest kurz anzusehen.

Olivias Augen blitzen und sie beginnt zu grinsen. Der Bär macht Späßchen mit ihr. Fragt, ob er ihr vielleicht die Haare bürsten darf. Wie bei einem Kasperltheater springt mein Publikum, welches nur aus einer Person besteht - aber ich will ja nicht kleinlich sein …umher und lacht. Der Bär fragt weiter, ob er vielleicht die Nägel putzen soll, wieder ein lautes und lachendes NEEEEIIINNN, kommt aus dem weit geöffneten Kindermund.

Plötzlich aus dem Nichts reist Olivia mir die rettende Bären Zahnbürste aus der Hand und beginnt zu putzen. Zusammen jagen wir kleine Essensreste in ihrem Mund. Vor lauter Stolz kamen mir fast die Tränen.

Mit dieser einfachen Idee haben wir es geschafft. Es vergeht kein Abend ohne Zähneputzen. Zusammen tänzeln wir bei Sonnenuntergang ins Badezimmer. Drehen uns über den glatten Fliesenboden und putzen, lachend und freudig die Zähne!

Kein Dreizack mehr in Sicht, keine Spur von Feuer. Die Hörner wurden erst gar nicht rausgefahren! Und wir haben Luzifer kurzerhand verbannt!

Eure Hannah
 

 

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